Ob Grundstückskauf, Bauantrag oder Erschließung: Die Flurkarte, auch Liegenschaftskarte genannt, ist ein zentrales Dokument im Bau- und Planungsrecht. Sie liefert wichtige Informationen über die Lage, Form und Nutzung eines Grundstücks- und ist deshalb in vielen Situationen unverzichtbar.
In diesem Artikel erklären wir dir, was eine Flurkarte ist, was darauf zu erkennen ist wofür sie benötigt wird und du sie bekommst.
Was ist eine Flurkarte bzw. Liegenschaftskarte?
Die Flurkarte ist ein amtlicher Auszug aus dem Liegenschaftskataster und stellt grafisch dar, wie Grundstücke und Gebäude innerhalb eines bestimmten Bereichs angeordnet sind. In manchen Bundesländern wird auch der Begriff Liegenschaftskarte oder Katasterkarte verwendet – gemeint ist dasselbe Dokument.
Sie bildet die Grundlage für viele rechtliche und planerisch Prozesse rund um Grundstücke und Immobilien und gehört zum sogenannten Liegenschaftskataster, das alle Flurstücke eines Landes erfasst.
Was ist auf einer Flurkarte ersichtlich?
Die Flurkarte ist maßstabsgerecht und enthält viele relevante Informationen:
1. Flurstücke
- Darstellung der einzelnen Flurstücke mit klarer Abgrenzung
- Flurstücks Nummer zur eindeutigen Identifikation
- Größenangabe des Flurstücks (in m²)
2. Grenzverläufe
- Sichtbare Grundstücksgrenzen (nicht rechtsverbindlich!)
- Markierung von Grenzpunkten (z. B. vermessene Grenzsteine)
3. Gebäude
- Darstellung vorhandener Gebäude auf dem Flurstück
- Teilweise mit Nutzungshinweisen (z.B. Wohnhaus, Nebengebäude)
- Gebäudegrundrisse (nur grob, nicht detailliert!)
4. Topografische Elemente
- Straßen, Wege, Gewässer, Bahnlinie
- Flurnamen, Gemarkungen und Straßennamen
5. Maßstab
- In der Regel 1:500, 1:1000 oder 1:2000
- Je nach Maßstab sind mehr oder weniger Details sichtbar
6. Eigentümerdaten
- Nicht auf der Flurkarte selbst – diese Informationen sind im Grundbuch hinterlegt.
- Es kann aber eine erweiterte Flurkarte mit Eigentümerangaben beim Katasteramt beantragt werden (Nachweis des berechtigten Interesses erforderlich).
Was ist nicht auf der Flurkarte zu sehen?
- Innenräume oder Grundrisse von Gebäuden
- Höhenangaben oder Geländetopografie
- Nutzung des Grundstücks im Detail (z. B. Baugrenzen, Baulinien)
Für diese Informationen sind zusätzliche Dokumente wie Bebauungspläne, Bauzeichnungen oder Luftbilder erforderlich.
Wofür wird die Flurkarte benötigt?
Die Flurkarte spielt in zahlreichen rechtlichen und praktischen Situationen eine wichtige Rolle:
1. Bauantrag
- Bei fast jedem Bauantrag muss eine aktuelle Flurkarte eingereicht werden.
- Sie dient als Lageplan-Grundlage für Architekten und Behörden.
2. Grundstückskauf oder -verkauf
- Käufer und Notare nutzen Flurkarten zur Lagebestimmung und Überprüfung der Grundstücksgrenzen.
- Wichtig auch für die Vertragsgestaltung und Wertermittlung.
3. Grenzfeststellung
- Bei Grenzstreitigkeiten oder unklaren Verläufen hilft die Flurkarte, den Status quo zu beurteilen – allerdings ohne rechtliche Verbindlichkeit!
- Für rechtsverbindliche Feststellungen ist eine amtliche Grenzvermessung nötig.
4. Erschließung und Planung
- Kommunen und Versorger nutzen Flurkarten zur Planung von Straßen, Leitungen oder Kanalschlüssen.
5. Erbauseinandersetzung und Teilungen
- Zur genaueren Bestimmung, welche Flächen zu welchem Nachlass gehören oder wie ein Grundstück geteilt werden kann.
Wie erhält man eine Flurkarte?
Eine aktuelle Flurkarte kann beim zuständigen Katasteramt oder online über das jeweilige Geoportal des Bundeslandes beantragt werden. Möglichen Varianten sind:
- Einfache Flurkarte (nur grafische Darstellung)
- Auszug mit Eigentümerdaten (nur bei berechtigtem Interesse)
- Digitales Format (PDF oder DXF)
Kosten: je nach Format und Bundesland meist zwischen 10 und 40 Euro.
Digitale Flurkarten und Geoinformationssysteme (GIS)
Heute sind viele Flurkarten digitalisiert und in Online-Katasterportalen frei einsehbar – allerdings meist ohne Eigentümerinformationen. Professionelle Nutzer (Architekten, Planer, Behörden) nutzen GIS-System, um Flurkarten mit weiteren Daten (Baupläne, Luftbilder, Altlasten) zu kombinieren.
Flurkarte vs. Grundbuch – was ist der Unterschied?
- Flurkarte = grafisch Darstellung von Grundstück und Gebäuden
- Grundbuch = rechtliche Informationen: Eigentümer, Rechte, Belastungen
Beide ergänzen sich und sind gemeinsam Grundlage für Eigentumsverhältnisse und Bauvorhaben.
Fazit
Die Flurkarte ist ein zentrales Dokument rund ums Grundstück. Sie zeigt Flurstücke, Grenzverläufe, Gebäude und topografische Elemente – allerdings ohne rechtliche Verbindlichkeit für Eigentumsgrenzen oder Bebauungsrechte. Wer bauen, kaufen oder planen möchte, sollte sich frühzeitig eine aktuelle Flurkarte beschaffen und mit weiteren Unterlagen (z. B. Grundbuch, Bebauungsplan) kombinieren.
Sie hilft, Klarheit über die tatsächlichen Gegebenheiten eines Grundstücks zu gewinnen – und schützt damit vor teuren Missverständnissen bei Bau oder Kauf.